Existenz- und Firmengründungen sind nicht nur die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum, sie stehen gleichzeitig auch für Innovationen und für die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur und schaffen neue Arbeitsplätze. Um das Markt- und Wettbewerbsgeschehen transparent im Auge zu behalten ist es interessant, sich die Neugründungen von Firmen genau anzusehen und zu analysieren. In welchen Branchen wird besonders viel gegründet? Welche Start-Ups sind schnell profitabel? Was macht die Persönlichkeiten hinter den neu gegründeten Unternehmen aus? Wie lange existieren Unternehmen bis zur Liquidation oder dem Verkauf?
Neugründungsstatistik
Die Redaktion von datenmarkt.de widmet sich diesen und weiteren Fragestellungen rund um das Thema Start-ups und begleitet die strukturellen Phasen von Unternehmen von der Gründung bis zum Verkauf oder der Schließung in einer eigenen Rubrik.
Grundlage und Datenbasis der Auswertung sind die handelsregisterlichen Neueintragungen, die um sogenannte Neugründungen durch Veränderungen und Umzüge bereinigt werden. Somit fließen, anders als in den Statistiken der Industrie- und Handelskammern nur Neugründungen von Kapitalgesellschaften (Abteilung B) und Personengesellschaften, die nach Art und Umfang einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb erfordern (Abteilung A) in die Analyse ein, Kleingewerbetreibende hingegen sind somit nicht Bestandteil der Auswertung.
Jährlicher Zuwachs über 50.000 Unternehmen
In den vergangenen 5 Jahren wurden insgesamt etwa 600.000 Unternehmen neu gegründet – bei 340.000 Schließungen und Insolvenzen ergibt sich im gleichen Zeitraum insgesamt ein Zuwachs der Zahl der Unternehmen von Netto 260.000 Unternehmen. Rund 11,5 Prozent der Start-Ups (67.300) haben mittlerweile eine Unternehmensgröße erreicht, welche sie zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses verpflichtet, etwas mehr als 1.000 dieser Firmen erwirtschaften mittlerweile sogar einen Jahresüberschuss von mehr als 1 Mio. Euro.
Auf der anderen Seite zeigt aber auch die Statistik der Schließungen und Insolvenzen eine deutliche Fragilität – mit rund 60.000 der insgesamt 340.000 Liquidationen liegt der Anteil der Neugründungen der letzten 5 Jahre an den Schließungen in den letzten 5 Jahren bei knapp 18 Prozent.
Interessant ist zudem die jährliche Entwicklung der Zahl der Neugründungen, insbesondere in der Folge von Krisen. So ist in Folge der Finanzkrise 2008 unmittelbar ein deutlicher Rückgang der Neugründungen zu beobachten, wohingegen die Zahl der Liquidationen stetig zunimmt und erst mit Verzögerung im Jahr 2011 seinen Höhepunkt mit über 70.000 Liquidationen erreichte. Seitdem steigt die Zahl der jährlichen Neugründungen bei gleichzeitig konstantem Niveau der Schließungen. Im Corona Jahr 2020 ist, anders als in der letzten Krise, mit 128.053 Neugründungen ein neuer Rekord zu beobachten, während die Zahl der Schließungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückging. Einen Einfluss auf diese Entwicklung hatte wahrscheinlich unter anderem auch die Aussetzung der Insolvenzpflicht im Zusammenhang mit der Corona Krise.
Bundesländer | Firmenneugründungen |
---|---|
Nordrhein-Westfalen | 15.086 |
Bayern | 14.021 |
Baden-Württemberg | 8.432 |
Berlin | 6.470 |
Niedersachsen | 5.730 |
Hessen | 5.504 |
Hamburg | 3.351 |
Rheinland-Pfalz | 2.593 |
Schleswig-Holstein | 2.459 |
Sachsen | 2.276 |
Brandenburg | 1.631 |
Sachsen-Anhalt | 929 |
Thüringen | 858 |
Mecklenburg-Vorpommern | 845 |
Bremen | 662 |
Saarland | 658 |
Gesamtergebnis | 71.505 |
Neugründungen in der 1. Jahreshälfte 2021
Auch im aktuellen Jahr setzt sich die Entwicklung der steigenden Neugründungen fort, im 1.Halbjahr 2021 wurden 71.505 handelsregisterliche Neugründungen erfasst. Nominal sind die meisten Neugründungen in den bevölkerungsstärksten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg zu beobachten, besonders innovative Regionen zeigt allerdings die Auswertung der Neugründungen in Relation zur Bevölkerungszahl. So wurden in der 1. Jahreshälfte mit 312 Neugründungen je 100.000 Einwohner im nordrhein-westfälischen Monheim am Rhein mit überschaubaren 40.000 Einwohnern am meisten gegründet. Monheim weist im Vergleich eine der niedrigsten Gewerbesteuersätze in Deutschland auf. Erst danach folgen mit Düsseldorf (226 Neugründungen pro 100.000 Einwohner), München (220) und Bonn (202) größere Städte und Metropolen. Die Start-Up Hochburg Berlin liegt mit nur 177 Neugründungen je 100.000 Einwohner abgeschlagen auf Rang 10 der Städte mit der höchsten Neugründungsdichte
Gegründet wird auch 2021 hauptsächlich männlich – 71 Prozent der neugegründeten Unternehmen haben eine ausschließlich männliche Geschäftsführung. Zum Vergleich: der Anteil der Firmen mit ausschließlich weiblicher Führung liegt bei gerade einmal 13 Prozent, bei den übrigen Neugründungen handelt sich um Unternehmen mit gemischter Geschäftsführung. Zudem entschließen sich Frauen in der Tendenz etwas später zur Gründung als Männer – beträgt das durchschnittliche Alter weiblicher CO bei Gründung des Unternehmens 43,8 Jahre sind männliche Gründer im Schnitt mit 43,3 Jahren etwas jünger. Noch deutlicher wird diese Aussage bei der Betrachtung der Unternehmensgründer und Unternehmensgründerinnen in der Altersklasse unter 30 Jahre. Liegt der Anteil bei den Männern in dieser Altersgruppe immerhin bei 14 Prozent, beträgt der Anteil junger weiblicher Gründerinnen bei nur 12 Prozent.
Über den Autor
Svenja Scheuermann
Mein Name ist Svenja Scheuermann, als studierte Betriebswirtin mit den Schwerpunkten International Finance und Mergers & Acquisitions behalte ich für Sie stets den analytischen Blick auf das aktuelle Transaktionsgeschehen.