I Squared Capital – Römergarten Residenzen GmbH –

Land: Deutschland
Erwerbertyp: Private Equity
Typ des Zusammenschlusses: Übernahme
Art: Addon
Markt: Gesundheit
Status:

Die US-Infrastrukturbeteiligungsgesellschaft I Squared Capital aus Miami investiert erstmals in deutsche Altenpflegeheime. Der Finanzinvestor erwirbt ein Portfolio aus 20 Alten- und Spezialpflegeheimen mit mehr als 2 000 Betten in Südwestdeutschland von dem inhabergeführten mittelständischen Seniorenheimbetreiber Römergarten mit Sitz in Schifferstadt. Bisherige Betreiber der Einrichtungen waren die Römergarten Residenzen GmbH und die Römergarten Senioren-Residenzen Ba-Wü GmbH.

Über den Kaufpreis wollen die beiden Vertragsparteien keine Angaben machen. Es dürfte sich jedoch um einen dreistelligen Millionenbetrag handeln. Übernommen wird – wie bei vergleichbaren Transaktionen üblich – der Geschäftsbetrieb, die Immobilien dagegen befinden sich in langfristigen Lease-Verträgen. Als Berater fungierten die Investment-Banking-Boutique Alantra und – in rechtlichen Dingen – Arqis. Klar ist, dass I Squared Capital, die insgesamt 18 Mrd. Dollar für Investoren verwaltet, damit nur den ersten Schritt hierzulande macht. „Wir wollen in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Euro in die Altenpflege in Deutschland investieren – teils durch Zukäufe und teils durch den Ausbau des bestehenden Unternehmens“, sagte Mohamed El Gazzar, Partner von I Squared Capital in London, der Börsen-Zeitung. Das Geschäft mit der Altenpflege werde sich langfristig gut entwickeln – insbesondere in Deutschland, wo schon jetzt 20 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre sind.

Die 2012 von einem Ex-Morgan-Stanley-Banker gegründete I Squared hatte 2019 bereits die französische Domidep, einen der größten Pflegeheimbetreiber Europas, für rund 1 Mrd. Euro erworben. Mit der neuen Transaktion erfolgt nun erstmals der Eintritt in den deutschen Pflegemarkt. Das Römergarten-Portfolio soll nach Abschluss des Deals als Tochtergesellschaft unter dem Holding-Dach der französischen Domidep eingegliedert werden.

Milliardengeschäft Pflege

Auch andere Private-Equity-Fonds setzen Milliardensummen auf den deutschen Gesundheitssektor. Sie werden angelockt von den gut im Voraus berechenbaren Erträgen aus pauschalen Zahlungen für die Pflege. Ende 2017 hatte Nordic Capital den Pflegeheimbetreiber Alloheim von dem vorherigen Investor Carlyle für 1,1 Mrd. Euro übernommen. In der Altenpflege hat es 2020 nur wenige große Transaktionen gegeben, darunter Convivo und DPUW, aber eine ganze Reihe kleinerer Transaktionen wie Mohring/Vital Wohnen oder bereits 2019 Mediko.

„Mit Pflegeheimen lässt sich – zur Überraschung vieler – durchaus gutes Geld verdienen, wenn sie professioneller gemanagt werden als der Durchschnitt der etwa gleich hoch vergüteten Einrichtungen gemeinnütziger Träger“, sagt Henning Schneider, M&A-Anwalt der Kanzlei Latham & Watkins, der viele große Pflegeheimtransaktionen begleitet hat. Es wird eine ausreichend große Zahl von Heimen unter einem Dach versammelt, damit durch zentralen Einkauf und zentrale Verwaltung die Durchschnittskosten je Pflegeheim sinken. Bewohner und Angehörige berichten darüber hinaus jedoch häufig über chronische Pflegepersonalknappheit und Mitarbeiter, die stets gehetzt und überfordert für oft nur 1 000 Euro netto im Monat im Schichtdienst arbeiten. In dem noch kleinteiligen Markt kaufen neben strategischen Interessenten auch Finanzinvestoren in so großem Stil Krankenhäuser, Pflegeheime und Versorgungszentren auf, dass der Bundestag aufmerksam geworden ist. Der Gesundheitsausschuss beargwöhnt den wachsenden Einfluss und drängt zu Transparenz. Die Grünen teilen mit der Linken das Grundanliegen, mehr über Eigentümerstrukturen in der Versorgung zu erfahren. Es gehe darum, wie Transparenz darüber hergestellt werden könne, „wer Gesundheitseinrichtungen in Deutschland besitzt/beeinflusst und letztlich Rendite daraus abschöpft“, sagte Christoph Wieboldt von den Grünen.

Konsolidierung beschleunigt

Für Finanzinvestoren machte die Coronakrise neben Pflegeheimen auch die Healthcare-IT lukrativer. Europas größter Finanzinvestor Ardian etwa investiert mehr als 14 Mrd. Euro in Gesundheit und hat mit der Fusion von Dedalus und Agfa-Medizintechnik Europas Marktführer für Medizinsoftware geschaffen.

Die Konsolidierung der kleinteiligen Gesundheitsbranche beschleunigt sich durch Private-Equity-Deals: Für 2019 verzeichnete die Branche laut PwC 106 Fusionen und Übernahmen im deutschen Gesundheitssektor – noch mehr als im schon dynamischen Vorjahr.

Quelle:
https://www.boersen-zeitung.de/premium/volltexte.php?artid=2020218054&amt=3.57&cc=EUR&cm=5face1b740a349.85452349&item_name=Artikel%20%22Altenpflege%20r%C3%BCckt%20in%20den%20Investorenfokus%22&item_number=2020218054&st=Completed&tx=369994564B1710622

Autor: Redaktion von datenmarkt.de