Die gesamte Lebensmittelwirtschaft mit ca. 855 Mrd. Euro Marktvolumen spielt eine erhebliche wirtschaftliche Rolle in Deutschland. Mit ca. 700.000 Unternehmen und rund 5,7 Mio. Beschäftigten unterteilt sie sich in Wirtschaftszweige wie beispielsweise Landwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel, Lebensmittelgroßhandel, Gastgewerbe und die Ernährungsindustrie.

Die Ernährungsindustrie ist der viertgrößte Wirtschaftszweig nach Anteil am Bruttoinlandprodukt in Deutschland mit einer Bruttowertschöpfung von 185 Mrd. Euro. Diese umfasst Lebensmittelhersteller, die im Investoren-Umfeld besonders interessant sind. Mit einem Produktangebot von 170.000 Artikeln versorgt die Ernährungsindustrie täglich 83 Mio. Bürger*innen in Deutschland. Mit einem Marktanteil von 25 Prozent gehören die Hersteller von Fleisch und Fleischwaren neben den Herstellern von Milch und Milchprodukten, Backwaren, Süßwaren sowie alkoholischen Getränken zu den umsatzstärksten Sektoren. Zu den interessanten aufstrebenden Bereich zählen aktuell die Sektoren Fertiggerichte (3,9 Mrd. Euro), Tiernahrung (10,6 Mrd. Euro), Nahrungsergänzungsmittel (2,8 Mrd. Euro) und Food Ingredients (<2,9 Mrd. Euro). Mit der Entwicklung dieser Bereiche und den aufkommenden Megatrends wie beispielsweise Clean Label, De-Processing, healthy Convenience, Bio, Nachhaltigkeit und Personalisierung wird Platz für neue Konzepte und Märkte geschaffen. Der Umsatz mit Bio-Lebensmittel in Deutschland ist dabei zum Beispiel in den Jahren 2000 bis 2019 um 17,5 Prozent (von 2,1 Mrd. Euro auf 11,97 Mrd. Euro) gestiegen. Der Umsatz mit veganen und vegetarischen Produkten stieg dabei sogar um 60 Prozent (von 736 Mio. Euro in 2017 auf 1,2 Mrd. Euro in 2019).

Die Corona-Pandemie hat viele Betriebe in der Lebensmittelwirtschaft unter Druck gesetzt. Die Unternehmen mussten mit kleineren Absätzen in dem Außer-Haus-Markt, Druck auf die Lieferketten sowie einem geänderten Kaufverhalten der Konsumenten rechnen. Trotz den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 konnte die Ernährungsindustrie ihre Umsätze auf einem vergleichbaren Niveau zum Vorjahr halten (minus 0,8 Prozent). Während die Absatzmengen gesunken sind, sind die Verkaufspreise gestiegen. Dadurch konnte das Ergebnis während der Pandemie gestützt werden.

Die meisten Deals im Sektor Lebensmittel

Im Gesamtjahr 2021 zählte unsere Redaktion insgesamt 124 Deals im Foodmarkt. Dabei wurden 67 Prozent der erfassten Deals als strategische Zukäufe gekennzeichnet, die restlichen 33 Prozent sind den Finanzinvestoren zuzuordnen. Innerhalb der Sektoren des Foodmarktes zählt der Bereich Lebensmittel die meisten Deals. In diesem Sektor wurde am meisten in Nahrungsmittel und Getränke investiert. Im industriellen Sektor sind vor allem Plattform- und Consultingunternehmen mit Spezialisierung auf den Foodmarkt als Teil des Deal-Geschehens im Jahr 2021 gezählt worden.

Fokusmarkt Food

Besonders interessant ist die Auswertung der Erträge der akquirierten Unternehmen. Diese weisen in der Regel ein Vielfaches der übrigen Marktteilnehmer aus. Die von Finanzinvestoren übernommenen Unternehmen wiesen im letzten Jahresbericht einen um den Faktor 20 höheren Ertrag aus als der Marktdurchschnitt, bei den Strategen immerhin einen um den Faktor 3 höheren Wert.

Eine Gegenüberstellung der Erträge der Unternehmen in Prozent

Top Investoren des Jahres 2021

Der Foodmarkt ist insbesondere für die Finanzinvestoren und angestrebte Buy and Build Konzepte ein lukrativer Markt. So haben die Finanzinvestoren 3i Group, AMBIENTA Capital, ARDIAN, AURELIUS Wachstumskapital, Castik Capital Partners, EMERAM Capital Partners, FINEXX, NORD Holding und Nordic Capital mit ihren Portfoliounternehmen im Jahr 2021 Zukäufe zu verzeichnen.

Bevor die niederländische Dutch Bakery Group im September 2021 vom Finanzinvestor Egeria Capital an die 3i Group verkauft wurde, hat Dutch Bakery im Februar mit Danvo Bakeries, ebenfalls mit Hauptsitz in den Niederlanden, seinen ersten Zukauf zu verzeichnen. Danvo ist eine Bäckerei für vorgebackene tiefgekühlte Brotprodukte und ist im Sektor Backwaren tätig.

Nachdem der Finanzinvestor AMBIENTA Capital Ende 2018 in die italienische Nactarome Group mit eingestiegen ist, hat das Unternehmen bereits 4 Zukäufe getätigt. Der jüngste Zukauf wurde im April 2021 getätigt. TasteConnection mit Hauptsitz in Alderley (UK) wurde 2002 gegründet und ist ein Hersteller von Würzmitteln und Aromen für die Nahrungsmittelindustrie sowie Hersteller von Nahrungsmittelzutaten.

Nachdem die portugiesische Frulact im Januar 2020 von ARDIAN erworben wurde, hat das Unternehmen nun in Europa zugekauft. Mit dem Erwerb des Nahrungsmittel-Zubereitungsgeschäft von International Flavors & Fragrances Inc übernimmt Frulact die Produktionsstandorte in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Die Better Taste Holding GmbH mit Hauptsitz in Deutschland verzeichnet ihren dritten Zukauf. Das seit März 2018 von AURELIUS Wachstumskapital unterstützte Cateringunternehmen, erwirbt mit der BVS Catering GmbH & Co. KG ein weiteres Add-on im Gastronomiesektor.

Die seit 2015 im Portfolio von Castik Capital Partners investierte Waterlogic GmbH hat in diesem Jahr 5 Zukäufe getätigt. Darunter die 3 schwedischen Unternehmen Vattentornet Aqua Concilio AB, Waterconcept AB und Thoreau International. Ebenfalls wurde das portugiesische Unternehmen Home Business Solutions und Pure Pro, mit Hauptsitz in Bulgarien, Teil der Unternehmensgruppe. Mit nun insgesamt 6 Add-on-Akquisitionen ist die Waterlogic GmbH ein führender Anbieter von leitungsgebundenen Wasserspendern für den gewerblichen Bereich in Deutschland und Österreich.

Der Finanzinvestor EMERAM Capital Partners hat mit seinem deutschen Portfoliounternehmen, der Frostkrone Food Group, ebenfalls im Jahr 2021 zugekauft. Übernommen wurde die Abergavenny Fine Foods Ltd mit Sitz in Südwales. Das Unternehmen stellt Fingerfood und Snacks für den Tiefkühl- und Frischebereich her.

Nachdem Ende 2020 der Finanzinvestor FINEXX bei der Biovegan GmbH eingestiegen ist, wurde Mitte 2021 direkt der erste Zukauf für das Portfoliounternehmen getätigt. Die PURYA GmbH ist seit 2016 im Bereich der bio-veganen Sportlernahrung tätig.

Ungefähr ein Jahr nach dem Zukauf der italienischen Margherita Srl durch die NORD Holding, hat das Portfoliounternehmen seine erste Add-on-Akquisition getätigt. Die Prodal Srl ist seit 1994 eine Pizzamanufaktur in Nordostitalien. Prodal stellt Kühl- und Tiefkühlpizzen sowie Pizzasnacks her.

Bereits seit 2015 gehört die Greenfood Group zum Portfolio von Nordic Capital. Im Jahr 2021 wurden durch das Nukleus-Unternehmen 2 Zukäufe im Bereich Obst und Gemüse getätigt. Neben der schwedischen Lundgrens Primörer wurde kurz darauf ebenfalls das niederländische Unternehmen Jaguar akquiriert.

Top Investoren Fokusmarkt Food in 2021
Diana Baciu

Diana Baciu
Projektleiterin Food
Sehner Unternehmensberatung GmbH

„Die Lebensmittelwirtschaft stellt einen besonders interessanten Bereich für Investitionen dank des täglichen Bedarfs für den Lebensmittelkonsum in der Bevölkerung dar. Die Investoren bewerten die Lebensmittelwirtschaft auf Grund von starkem Wachstum in den einzelnen Sektoren als attraktive Branche. Dies ist wesentlich durch eine wachsende Nachfrage z. B. im Bereich Nachhaltigkeit, Bio und Lebensmitteln auf pflanzlicher Basis geprägt. Das Essen wird immer mehr zum Lifestyle und somit für immer mehr Investoren interessant.

Durch unsere Erfahrung bei Buy and Build Konzepten in der Lebensmittelwirtschaft haben wir einen gewissen Trend in der Marktkonsolidierung von bestimmten Sektoren sowie über die gesamte Wertschöpfungskette beobachtet. Es hat sich auch gezeigt, dass viele Verkäufer vor allem die fachlichen Synergien und die Internationalisierung bei einer Gruppenbildung schätzen.  Hierzu zählen zum Beispiel die Themen Einkaufspreise, gemeinsame Vertriebskanäle, Personal sowie Know-How in der Führung und Aufbau von Produktionsbetrieben.

Ein starker Druck wurde im Jahr 2020 auf die Lebensmittelwirtschaft von der Corona-Pandemie kreiert, die viele Risiken und Chancen in den verschiedensten Sektoren geschaffen hat. So mussten Betriebe mit Kundenstrukturen in der Gastronomie oder im Food-Service mit wesentlich höheren Umsatzeinbußen rechnen als die Betriebe, die den LEH beliefert haben. Außerdem hat die Pandemie viele Unternehmer dazu bewirkt das Risiko von deren Geschäftsmodell, Marktsituation oder die existierenden Bankschulden, anders einzuschätzen und sie ggf. dazu bewegt ihr Unternehmen zu verkaufen.“

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Liste aktiver Finanzinvestoren

Alle Investoren aus dem Jahr 2023 mit mindestens einer Transaktion mit Unterteilung nach Märkten.
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